Fritz Langs Onkel Ernst Schlesinger war Leo Slezaks Rechtsanwalt, Freund und Schwager.

Ein biografisches Schmankerl ist Fritz Langs verborgen gebliebene Verwandtschaft mit dem Sänger Leo Slezak (1873–1946). Denn Fritz Langs Onkel der Hof- und Gerichts-Advokat Ernst Schlesinger ist seit 1915 durch seine Ehefrau Margarethe Wertheim bzw. deren Schwester die Theaterschauspielerin Elsa Wertheim ein Schwager des Tenors und Schauspielers Leo Slezak, dessen Interessen Ernst Schlesinger spätestens seit 1906 als Anwalt vor Gericht wahrnimmt.

Fritz Langs Onkel Ernst Schlesinger vertritt neben Bühnenschauspielern auch die aufstrebende Film- und Kinobranche, wie mehrere 1912 in der „Kinematographischen Rundschau“ veröffentlichte Inserate belegen: „Wichtig für alle Kinobesitzer! [/] Die „Eos“-Projektionsflächengesellschaft, Berlin, welche auf Grund ihrer epochalen Patente für [/] alle Kulturstaaten enorme Lichtersparnis durch ihr „Eos“-Gratislichtsystem und ihre „Eos“-Projektionsflächen garantiert, errichtet für Oesterreich-Ungarn und den Balkanstaaten in Wien die [/] „Eos“-Kino-Beleuchtungsgesellschaft [/] m. b. H. und bittet alle Interessenten, etwaige Anfragen, welche prompt erledigt werden, nach Wien I. Rotenturmstraße 19 zu richten. Kanzlei Dr. Ernst Schlesinger.“

Inserat. „Kinematographische Rundschau“. 7. Jänner 1912, 10.
Inserat. „Kinematographische Rundschau“. 7. Jänner 1912, 10.

Zu Ernst Schlesingers Klienten zählen neben der „Eos“-Kino-Beleuchtungsgesellschaft“, die „Filmfabrik“, die (mit dem Tenor Hugo Wieser verehelichte) Operetten-Sängerin Martha Marlow (geborene Heuer, 18??–1926), die Sopranistin Maria Jeritza (1887–1982), der Tenor, Schauspieler und Schriftsteller Leo Slezak sowie der Dirigent und Komponist Richard Strauss, mit dem Ernst Schlesinger auch privat Skatabende verbringt.

Im Hinblick auf Fritz Langs Begeisterung für Karl Kraus und dessen Vortragstätigkeit ist es interessant, dass Ernst Schlesinger im Jahr 1911 die Wiener „Konzertdirektion Albert Gutmann“ vor Gericht gegen Karl Kraus vertritt. Kraus klagt, weil seine für 28. Dezember 1910 und 6. Jänner 1911 angekündigten Vorlesungen durch „Vertragsbruch der Saalbesitzer“ vereitelt wurden, da die Saalbesitzer „mit Rücksicht auf das bekannte Verhältnis des Klägers [K.K.] zu der Wiener Journalistik im Falle der Abhaltung der geplanten Vorlesung [fürchteten,] späterhin von der Presse boykottiert“ zu werden. Langs Onkel verliert den Prozess, erreicht aber im Berufungsverfahren, dass die Entschädigungssumme von 1.000 Kronen [2021: ungefähr 5.900,- Euro] auf 700 Kronen [2021: ungefähr 4.100,- Euro] reduziert wird.

Nach Österreichs Anschluss durch die Nationalsozialisten gelingt Ernst und Margarethe Schlesinger (geborene Wertheim) 1938 die lebensrettende Flucht vor der Verfolgung durch Hitlers Raub- und Mordgesellschaft in die USA, wo die beiden – wie ihr Neffe Fritz Lang – in Los Angeles leben und wo Ernst Schlesinger 1946 stirbt.

Die angehängte Grafik zeigt Fritz Langs Verwandtschaft mit dem Sänger Leo Slezak und dessen Sohn, dem Schauspieler Walter Slezak, die bislang verborgen geblieben ist.

Verwandtschaftslinie Fritz Lang und Walter Slezak
Verwandtschaftslinie Fritz Lang und Walter Slezak

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